Diese Veranstaltung ist schon vorbei

Wann:

Di 28. Apr 2020, 19:00

Wo: Theater an der Wien , Linke Wienzeile 6, 06. Mariahilf, Wien

Altersbeschränkung: Alle Altersklassen

Eingetragen von: Oeticket

Oper in fünf Akten (1927; UA 1954)Musik und Libretto von Sergei ProkofjewIn russischer Sprache mit deutschen ÜbertitelnHandlungRuprecht ist gerade – wir schreiben das Jahr 1534 – von einer Amerikareise nach Europa zurückgekommen und nächtigt in einer verlotterten Herberge. Plötzlich hört er angstvolle Rufe einer anscheinend bedrohten Frau aus dem Nebenzimmer. Er bricht die Verbindungstür auf, um ihr zu helfen, und findet eine überwältigend schöne Frau – allerdings allein. Sie fleht ihn um Schutz an und verblüfft ihn mit ihrer Geschichte: Ihr Name ist Renata, und sie war seit ihrer Kindheit mit einem feurigen Engel namens Madiel innig verbunden, die Beziehung veränderte sich jedoch, als sie erwachsener wurde. Der Engel bestand auf einer reinen, geistigen Hingabe, sie sehnte sich nach körperlicher Vereinigung. Auf ihr inständiges Beten hin nahm er die Gestalt eines Grafen Heinrich an, mit dem sie dann in sexueller Gemeinschaft eine Weile zusammenlebte. Dann entfloh Heinrich. Seither sucht Renata nach Heinrich-Madiel, immer gejagt von Dämonen. Zunächst will Ruprecht Renatas Zustand ausnutzen, dann berührt ihn etwas an der sonderbarenFrau, und er wird ihr Begleiter und Beschützer. Immer mehr verliebt ersich in sie, aber sie benutzt ihn und verweigert ihm ihre Liebe und ihren Körper, trotzdem bleibt er. In Köln treffen sie wirklich auf den Grafen Heinrich, Renata bringt Ruprecht dazu, ihn zum Duell zu fordern, dabei wird Ruprecht von Heinrich lebensgefährlich verletzt. Zwar pflegt Renata ihn nun liebevoll, aber als er gesund ist, begibt sie sich in ein Kloster. Ruprecht schließt sich entmutigt zwei Reisenden an, die versprechen, ihn aufzumuntern. Sie heißen Faust und Mephistopheles. In dem Kloster, in dem Renata als Novizin lebt, gehen seit ihrer Ankunft sonderbare Dinge vor sich. Die Äbtissin ruft deshalb einen Inquisitor, dessen Exorzismus jedoch völlig außer Kontrolle gerät. Ungerührt von allen Teufelsbannungen beobachten Faust und Mephistopheles amüsiert das Geschehen, dabei halten sie den verzweifelten Ruprecht gut fest, damit er nicht eingreifen und den Spaß verderben kann. Als schließlich die Nonnen im Inquisitor selbst den Teufel zu erkennen glauben und über ihn herfallen, lässt er Renata, die er für den Quell des Übels hält, festnehmen und überantwortet sie dem Scheiterhaufen.Zum WerkSergei Prokofjew konnte Im Jahr 1918 aus dem vom Bürgerkrieg gebeutelten Russland ausreisen und versuchte sich in New York zu etablieren. Dort stieß er auf Waleri Brjussows symbolistischen Roman Der feurige Engel und witterte in der verstörenden Geschichte, in der Wahnsinn und Realität, Magie und Budenzauber ununterscheidbar bleiben, ein gutes Sujet für eine Oper. Er formte den Roman selbst zum Libretto um und nutzte ausgiebig die Gelegenheit zu orgiastischer, Wahn suggerierender und daher extrem unkonventioneller Musik. Der Text spielt mit der Möglichkeit, dass es Magie gibt, aber wirklich sichtbar ereignet sie sich kaum. Unheimliche, spukhafte Atmosphäre erzeugt Prokofjew mit seiner Musik, er hat alle Magie in die Komposition gelegt. Der feurige Engel Madiel taucht nie auf – ob es ihn gibt oder ob er nur eine Halluzination war, bleibt unklar, fassbar ist er nur in einem ihm zugeordneten musikalischen Thema. Die Oper endet in einem Exzess: Ein anfangs ruhiges Klosterthema steigert sich zu einem szenischen und musikalischen Inferno, in dem ein bis dahin nur mit Renata verbundenes Wahn-Motiv auf fast alle übergreift. Dem begeisterten Prokofjew ging die Arbeit zunächst zügig von der Hand, 1920 präsentierte er dem Direktor der Metropolitan Opera Auszüge, aber dieser zweifelte schon angesichts der kleinen Kostproben an der Aufführbarkeit dieses Projekts. Als Prokofjews Hoffnungen auf eine Karriere in Amerika schwanden, brach er die Arbeit am Feurigen Engel ab. Erst 1923 gelang es ihm im bayerischen Ettal, die Partitur fertigzustellen, nur fand er dann keine Uraufführungsbühne. Diese für Prokofjew frustrierenden Rückschläge zogen sich über Jahre hin und waren mit vielfältigen Überarbeitungen verbunden; erst 1927 erhielt Der feurige Engel seine endgültige Gestalt. Resigniert verwendete der Komponist schließlich Teile der Oper in seiner Symphonie c-Moll. 1936 kehrte er in die nun stalinistisch geprägte Sowjetunion zurück, wo an eine Aufführung dieses provokanten Werks nicht zu denken war. Ein Jahr nach Prokofjews Tod 1953 erfolgte in Paris eine französischsprachige Uraufführung, und seither ist Der feurige Engel nur selten und dann als beeindruckendes Kuriosum zu erleben.BesetzungMusikalische Leitung: Constantin TrinksInszenierung: Andrea BrethBühne: Martin ZehetgruberKostüm: Carla TetiLicht: Alexander KoppelmannDramaturgie: Antonio Cuenca RuizRuprecht: John LundgrenRenata: Ausrine StundyteDie Wirtin/ Äbtissin: Natascha PetrinskyDie Wahrsagerin: Tichina VaughnAgrippa/ Mephistoles: John DaszakInquisitor: Mikhail PetrenkoMathias/ Faust: Kristján JóhannessonJakob Glock/ Arzt: Andrew OwensDer Wirt/ Knecht: Igor BakanOrchester: ORF Radio-Symphonieorchester WienChor: Arnold Schoenberg Chor (Ltg. Erwin Ortner)