Diese Veranstaltung ist schon vorbei
Vortrag: Polemik im Dienst der guten Sache?

Wann:

Mi 19. Jun 2019, 18:00–19:30

Wo: HS 3, UNIPARK Nonntal, Erzabt-Klotz-Str. 1, Stadt Salzburg

Altersbeschränkung: Alle Altersklassen

Ticket-Information:

  • Eintritt: Kostenlos

Eingetragen von: julijakristof

Daniel Fulda (Halle): Polemik im Dienst der guten Sache? Robert Menasses Hallstein-Zitate und der Streit über die europäische Einigung

Wenn jemand Zitate erfunden hat, darf man ihn dann mit Claas Relotius oder Binjamin Wilkomirski alias Bruno Dösseker vergleichen? Und wenn jemand fürs Erfinden einer angeblich historischen Rede in Auschwitz kritisiert wird, darf er seinen Kritiker den Gegenvorwurf machen, sie wollten ihn „niederkartätschen“ und lieferten „den rechtsextremen Stoff“? Im neuesten deutschsprachigen Literaturstreit, der Anfang 2019 um den Wiener Schriftsteller Robert Menasse tobte, wurden so große Geschütze aufgefahren. Der Vortrag analysiert die Dynamik dieses Streits in seinem politischen Kontext (Wie soll es mit der EU weitergehen? Gibt es eine Bedrohung unserer Demokratie durch Fake News?). Daniel Fuldas These ist, dass sich Menasses „Fehler“ nur verstehen lassen als konstitutives Element einer Auffassung der eigenen Schriftstellerrolle, die nicht allein fiktionale Texte (wie seinen Roman 'Die Hauptstadt') zur Literatur rechnet.

Der Vortrag findet im Rahmen der öffentlichen Ringvorlesung 'Literatur- und Kulturgeschichte der Polemik' an der Universität Salzburg statt. Die (Lehr-)Veranstaltung zielt auf eine (weniger repräsentativ als vielmehr exemplarisch verfahrende) Rekonstruktion zentraler Stationen einer Literatur- und Kulturgeschichte der Polemik in der Neuzeit. Vorgestellt und analysiert werden prominente (oder in anderer Weise signifikante) Polemiken, die von hoher literatur-, kunst-, kultur- und sozialhistorischer Relevanz sind. Die einzelnen Vorträge behandeln neben einem literaturhistorischen Kernbestand aus dem deutschsprachigen Raum ausgewählte Beispiele aus den europäischen Nachbarliteraturen, auch intertextuelle bzw. intermediale Konstellationen werden dabei in den Blick genommen.