Diese Veranstaltung ist schon vorbei

Wann:

Di 29. Mär 2016, 19:00

Wo: Orpheum Graz, Orpheumgasse 8, Graz Stadt, Steiermark

Altersbeschränkung: Alle Altersklassen

Eingetragen von: Oeticket

K.I.Z – Die wichtigste Band der Welt ist zurück. Sie haben den Deutschrap revolutioniert. Nicht mehr und nicht weniger. Als K.I.Z damals kurz nach dem großen Kokainkrieg und der darauffolgenden deutschen Rap Krise ihr erstes Album „Rapdeutschlandkettensägenmassaker“ veröffentlichten, war klar, dass nichts mehr so sein würde wie vorher. Als sie dann auch noch, die nur Insidern bekannten, „Böhse Enkelz“ hinterher schoben war alles klar und spätestens nachdem sie im Jahr 2007 das Album „Hahnenkampf“ herausbrachten, wo sich im gleichnamigen Video zum gleichnamigen Song zwei nach Hip Hop Manier gekleidete Jungs innig und leidenschaftlich küssten, war die Rap Welt endgültig auf den Kopf gestellt. Und so änderte sich mit K.I.Z. eine ganze Menge. Endlich durfte wieder gelacht werden im deutschen Rap, es durfte randaliert und gepöbelt werden. Plötzlich wurde gepogt auf den Konzerten und viele Bands und Formationen wären auch heute noch undenkbar ohne die Erfinder von deutschem Humor. Nun sind die Götter also wieder back, gerade so als wären sie wieder gekommen und zeigen, wie KLF auf Deutsch funktioniert. Das passiert mit fundamentalistischer Kapitalismuskritik, die sich allerdings nicht an der gefühligen „Wir-sind-alle-zu-gierig-und-müssen-endlich-lernen-zu-teilen-Position“ aufhält, sondern lieber gleich ans Eingemachte geht. Es geht um Geld, Sex und Gewalt. Zwischen bloßem Hass und seelischen Abgründen erfolgt die nüchterne Analyse eines Systems, das nicht reformierbar ist, sondern abgeschafft werden muss. Das klingt zwar ziemlich brutal und vielleicht auch ein bisschen unsexy, ist aber so. Um den Schmerz wenigstens ein bisschen zu lindern, verstecken K.I.Z ihre Botschaften hinter knalligen Beats und Melodien, die in Bonbonfarben leuchten. Das macht Spaß und könnte auch auf jedem Dancefloor und in jedem Radio funktionieren. Wenn, ja wenn, die bösen Inhalte nicht wären. Aber auch das ist – Überraschung – nicht vermeidbar. Über die herzerweichende Geschichte einer verlassenen Seele, die sich nach der Trennung von der Geliebten im freien Fall befindet, über die schlichte Tatsache, dass die vier Streifen auf deinen Adidas, was mit Geld zu tun haben könnten, bis hin zum hässlichen Wochenendtrips eines Mannes, der am Samstagabend die Sau raus lässt, nur um am Montag wieder vor seinem Chef zu buckeln, ist alles dabei. Zwischendurch wird die Welt abgefackelt, im Hass ertränkt, der Mercedes AMG des Typen zerstört, der einen schon in der Schule immer gehänselt und drangsaliert hat. Die Letzten werden die ersten sein und K.I.Z liefern den Soundtrack dazu – K.I.Z die Hymnenmacher der Verlierer. Nach fast dreijähriger Pause sind K.I.Z mit „Hurra die Welt geht unter“ wieder da und beweisen, dass sie mehr sind als der begnadete Live-Act, der sie nun mal sind. Ausverkaufte Hallen. Hunderte von Konzerten. Eine ergebene Anhängerschaft. Egal! Das alles zählt nicht mehr, wenn ein neues Album ansteht. Dann geht es um Kunst und dann geht es auch ums große Ganze. Dann müssen die Reime sitzen und die Inhalte in Form gegossen werden. Inhalte aus Stahl und Silber. Das Innerste wird nach außen gekehrt und herzlos wird auf diese Welt geblickt, um sie abzubilden, wie sie ist. Das mag verstörend sein. Das mag zynisch wirken. Das mag kalt erscheinen. In Wahrheit ist es einfach nur eine Art, sich dem Wahnsinn zu nähern, der auf diesem Planeten herrscht. K.I.Z reißen ein, wo eingerissen werden muss und leuchten Ecken aus, die man am liebsten nie gesehen hätte. Das ist radikal. Das ist Kunst. Die darf das oder kann weg und vielleicht steht man dann am Ende auch ein wenig ratlos vor dem Scherbenhaufen der sich widersprechenden Gefühle, die einem K.I.Z da hinterlassen haben. Aber auch das ist beabsichtigt...