Diese Veranstaltung ist schon vorbei

Wann:

Mi 4. Mär 2015, 10:00–20:00
Do 5. Mär 2015, 10:00–17:00
Fr 6. Mär 2015, 10:00–17:00
Sa 7. Mär 2015, 10:00–17:00
So 8. Mär 2015, 10:00–17:00

Wo: Liechtensteinisches Landesmuseum, Städtle 43, Vaduz

Altersbeschränkung: Alle Altersklassen

Eingetragen von: guidle

In den Zeichnungen Doncho Donchevs wirkt alles Dargestellte zueinander gleichwertig, unterschiedslos, ideologiefrei, wohl aber in der Vorstellung des Betrachters quasi idealisiert. Sie sind die scharf gestellten Projektionsflächen seiner mystisch-realen Gedanken- und Seelenwelt. Seine von kosmogonischen Symbolen bestimmten Werke machen Ursprung und Ende, weltliche Kreisläufe und Grundordnungen als Teil der kulturellen Identität vorstellbar, irritieren den Betrachter gleichzeitig mit dem unterlegten geometrisch-konstruktiven Formenvokabular von Schnittmustern.

Beispielhaft spannt Doncho Donchev den Bogen zwischen wissenschaftlicher Logik und normativer Mystik. Die jeweils unterlegten Schnittmuster können einerseits als mythologische Transzendenz (vom Mythos zum Logos) gedeutet werden, andererseits aber auch als Transformation eines rational geprägten Weltbildes der Moderne hin zur Mystifikation, die darunter liegende einfache, weil planbare „Wahrheit“ wird aus „verkehrten“ Bedingungen verschleiert, verdunkelt, getäuscht und im schlimmsten Fall dämonisiert. Die ausgestellten Werke sind auch ein kritischer Beitrag zum extremen Überschwang der „technisierten“ Gesellschaft durch Sexismus und Konsumwahn. Die Interpretation, das Erkenntnisproblem zwingt der Künstler allein dem Betrachter auf, er verweigert dafür Erklärungen.

Andere Werke beschreiben die Vergänglichkeit und den Umgang mit dem Tod und der eigenen Sterblichkeit in endlosen Schleifen im Sinne von Nietzsches „Ewiger Wiederkunft des Gleichen“. Die einfache Symbol- und Bildersprache verweigert sich den heutigen mythologischen Großentwürfen durch das Fehlen von Protagonisten und führt subtil durch die Sinn- und Lebenskrisen der „conditio humana“. Dem Betrachter öffnet der Künstler auch hier den notwendigen Freiraum, sich dem Wesen und Sinn menschlicher Existenz aus unterschiedlichen Blickwinkeln selbständig zu nähern.

Der Künstler greift Farbklanggegensätze auf und assoziiert diese in den Kontrasten „Mann versus Frau“ und „Technik versus Mensch“, mit kritischem Blick auf den unsere Welt beherrschenden „Mythos der Vernunft“, welcher in der zentralen nicht auflösbaren Ikonographie des Apfels kumuliert: „Erkenntnis und Erlösung versus Streit und Zwietracht“. Doncho Donchevs Arbeiten sind keine adaptierbaren Erkenntisformeln oder Lehrstücke menschlichen Seins sondern Sprungbrett zur kritischen Selbstfindung im komplexem gesellschaftlichen Umfeld.

Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft der Botschafterin der Republik Bulgarien in der Schweizerischen Eidgenossenschaft und dem Fürstentum Liechtenstein, I.E. Dr. Meglena Plugtschieva.

Kuratoren: Margarita Ivanova, Harald Kaiser