Diese Veranstaltung ist schon vorbei

Wann:

Di 22. Apr 2014, 20:00

Wo: Posthof, Posthofstrasse 43, Linz, Oberösterreich

Altersbeschränkung: Alle Altersklassen

Eingetragen von: Oeticket

Church Of Ra - AmenRa / Treha Sektori / Oathbreaker / Hessian
European Tour 2014

AmenRa | Mit "Mass V" taucht die belgische Post-Hardcore/Sludge-Truppe AmenRa ziemlich plötzlich wieder aus der Versenkung auf - inzwischen mit Neurot Recordings im Rücken - und legt fünf lange Jahre nach "Mass IIII" einen tiefdüsteren und unglaublich starken Full-Length-Nachfolger vor.Der vor allem wieder durch Minimalismus zu glänzen weiß, zumal "nur" vier Songs enthalten sind, jedoch allesamt mit Überlänge und einer Atmosphäre, die den Hörer einfach nicht aus ihren Krallen entlassen will und diesen gut 40 Minuten lang in die Tiefe zu ziehen vermag. Denn auch wenn sich grundsätzlich nicht allzu viel bei Amenra geändert hat, so kommt "Mass V" nicht nur mit der bislang besten Produktion daher, sondern wirkt noch eine Spur [zäh-]flüssiger, wie aus einem Guss sowie detailreicher als die Vorgänger. Da wären der Opener "Dearborn And Buried", der noch am ehesten an die ganz großen Vorbilder Neurosis etwa Mitte der Neunziger erinnert und bereits zu punkten weiß, während auf dem nachfolgenden "Boden" deutlich ruhigere, aber nicht weniger bedrohliche Klänge vorkommen, z.B. das fiese und beharrliche Schleifen/Glockentönen, die einen neben den wuchtigen, schleppenden Riffwalzen schier zu erdrücken scheinen. Auf "À Mon Âme" wird dann am meisten auf Laut-leise-Dynamik und Ambient-Einschübe gesetzt, bevor auf dem abschließenden "Nowena | 9.10" leiser Klagegesang für einen zwar ruhigen Beginn sorgt, jedoch - unterstützt durch Scott Kelly von genau jenen Neurosis - werden im Verlauf noch einmal ganz kräftig die Daumenschrauben anlegt und gezeigt, dass Amenra anno 2012 definitiv ihre Hausaufgaben gemacht haben und sich auf keinen Fall hinter den großen, eben auch nicht mehr jünger werdenden Vorbildern [siehe das eher gutklassige "Honor Found In Decay"] zu verstecken brauchen. Will heißen: "Mass V" wäre auch ohne diesen Gastbeitrag sehr stark, und wer den Belgiern Hype aufgrund der Label-Heimat und der Affinität zu Neurosis unterstellen möchte, liegt schlichtweg daneben. Dafür sorgt allein schon der sehr emotionale Gesang von Colin H. Van Eeckhout, der zwar vorwiegend wieder mit heiserem und markerschütterndem Geschrei aufwartet, aber auch vermehrt z.B. Flüstern ["Boden", "À Mon Âme"] einsetzt und somit für mehr Ausgewogenheit sorgt, während sich das Schlagzeug hingegen eher bewusst minimalistisch im Hintergrund hält.Kurzum: Amenra zeigen mit "Mass V", dass sich die Wartezeit definitiv gelohnt hat und die fünf Jungs aus Kortrijk ein insgesamt äußerst schlüssiges Gesamtkunstwerk erschaffen haben, das aus 40 Minuten Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung besteht. "Mass V" - ein Album, an dem die Post-Hardcore-/Sludge-/Doomcore-Fraktion nicht vorbeikommen wird und das perfekt zu der tristen, grauen Winterkälte vor der Haustür passt.

Treha Sektori | Ein Franzose auf dem Weg nach ganz unten. Dehn Sora, Grafikdesigner und Musiker bei Sembler Deah, hat sich für sein Projekt Treha Sektori von Gefühls- und Lebenszuständen inspirieren lassen, in denen sämtliche Energie zu schwinden scheint, bis nichts mehr da ist als eine gerade Linie. Flatline. Verlassenheit, Depression, Auslöschung, Endgültigkeit."Endessiah", das Ende jeglicher Bewegung, Stillstand. Und dennoch ist dieses Album kein Werk der absoluten Finsternis. Der flackernde Schimmer, der Rest an Licht erzeugt klaustrophobische Stimmungen, einen ungewissen Schwebezustand. Es ist ein Hinabblicken in den Abgrund, in dem man schon längst steht. Die experimentell angehauchten Ambientklangwelten, die Sora hier entwirft, entstanden ohne Keyboards oder Synthesizer. Nach dem Debüt, welches fast ausschließlich aus Gesangsspuren bestand, finden sich hier nun diverse Saiteninstrumente und wieder beklemmende Stimmen, die dem Hörer bisweilen einen kalten Schauer über den Rücken laufen lassen. Aber "Endessiah" steckt nicht voller Lustmord'scher Alpträume, irgendwie wehrt sich die Wahrnehmung bis zum abrupten Schluss, sich von dem absoluten Ende und seiner Unumkehrbarkeit überzeugen zu lassen.Wer sich eine gelungene Vereinigung der sakralen Momente von Arcana und den düsteren Eskapaden von Desiderii Marginis vorstellen kann, sollte hier unbedingt mal reinhören. Gerade Stücke wie "Vocerah" und das beeindruckende Opus "Alterah Ethi Endessiah" bieten sich für einen Trip auf die dunkle Seite an.

Oathbreaker | "Eros|Anteros", dieser Titel lässt schon vermuten, dass es auf dem vorliegenden Album der sympathischen Belgier um Gegensätze gehen soll. Kehrseiten, Dualismen, wie auch immer man es nennt, dieses langerwartete Album bietet genau das, was es verspricht.Im Jahr 2011 schlug Oathbreakers Album "Mælstrom" bereits kometenartig in den Köpfen der Hörer ein. Seitdem geht es steil bergauf für Caro und ihre Jungs, die zuletzt auch auf einer terminreichen Tour durch Europa ihre Live-Qualitäten bewiesen.Was Oathbreaker jetzt mit "Eros|Anteros" abliefern, das gleicht einem musikalischen Janus-Kopf. Gemäß des Albumtitels durchziehen starke Kontraste das Werk, mal schwingen sphärische Gitarrenmelodien leicht psychedelisch umher ("The Abyss Looks Into Me"), im nächsten Moment poltert aus dem Nichts ein wütender Blastbeat hervor ("No Rest For The Weary"), hier keift die Sängerin in gewohnter Manier martialisch ins Mikrofon ("Upheaval"), an anderer Stelle verwendet sie ein zartes, zerbrechliches Stimmchen, um eine tiefschwarze, angsteinflößende Atmosphäre zu erzeugen. So wie dieser Klargesang und die zahlreichen starken Melodien die Liebe ("Eros") verkörpern könnten, so stünde die ebenso heftige Aggression der Riffs und Blasts für Hass, den ultimativen Gegenpol "Anteros". Auch textlich ist dieses Album sehr von persönlichen Erlebnissen in eben dieser Themenwelt geprägt.Man erkennt an mancher Stelle recht deutlich die Einflüsse von Bands wie Converge auf das Riffing und die Rhytmussektion, dazu bedient man sich oftmals sehr stark aus dem Black-Metal-Stilfundus. Macht aber alles nichts, denn Oathbreaker haben schon mit dem Vorgängeralbum ihren ganz eigenen Sound mit Wiedererkennungsfaktor entwickelt, der sie deutlich von anderen Mitstreitern unterscheidet.Die Produktion der LP ist insgesamt crisper und sauberer als auf "Mælstrom", was nicht jedem zusagen dürfte. Denn die harsche Crust-Bösartigkeit jenes Albums wird nicht ganz erreicht. Vielleicht ist das aber auch gar nicht schlimm, denn in jedem Fall ist der "neue" Sound der Band ein Fortschritt, sei es nun der sattere Bass oder die höhere Dichte der Klangkompositionen und -texturen. Zudem sind die Songs sinnvoll strukturiert, die Abwechslung von schnellen und langsamen Passagen gelingt, sodass die zehn Songs des 47-Minüters zu keinem Zeitpunkt langweilen. Die Mühe, die sich Oathbreaker mit "Eros|Anteros" gaben, ist nicht zu überhören, weswegen man auf jeden Fall guten Gewissens eine Kaufempfehlung geben kann.Schon jetzt kann man Oathbreaker getrost den Weg zu einer der größten Bands dieses Genre vorhersagen, falls sie das nicht sowieso schon sind. Die Tatsache, dass es sich hier um eine sehr junge Band handelt, die ihr kreatives Potential sicher noch lange nicht ausgeschöpft hat, gibt genügend Anlass zur Vorfreude auf kommende Werke. In diesem Sinne: Goed gedaan, ga zo door!

Hessian | Dieser Manegarm, dieser Wolf heult nicht, seine einzige Warnung ist ein Zähnefletschen, bevor er dich verschlingt. "Manegarmr", das Debütalbum der belgischen Bestien Hessian ist genau das, was der "Church Of Ra", der Bandmafia um die Kult-Sludger Amenra, noch gefehlt hat. Neben den Hardcore-Bands Oathbreaker und Rise And Fall, den beinahe folkig-rituellen The Black Heart Procession und dem Ambient-Projekt Syndrome braucht es noch eine Formation zwischen Crust, D-Beat und Black Metal. "Manegarmr" liefert in seinen knapp dreißig Minuten das geforderte Schlachtfest und reißt mit seinen messerscharfen Zähnen das Fleisch von den Knochen des Hörers. Ehrlich gesagt, ähnliche geartete Bands und Labelkollegen wie The Secret und All Pigs Must Die haben die dickeren Argumente, die stärkeren Songs, die größere Wut und die undurchdringlichere Finsternis parat. Hessian machen ihre Sache aber dennoch mehr als nur gut.Mit "Ascension", dessen fiesen Black Metal-Riffs, den Grindcore-Blast Beats und dem Chaos alter Converge, beginnt dieser Blitzkrieg, der gerne auch in Richtung boshaftem Sludge ("Father Of Greed" und "Swallowing Nails") abdriftet und eine gemeine Atmosphäre parat hat. Dazwischen gibt es derbe Grooves, treibende Uptempo-Parts und eine Menge Gelegenheit zum hemmungslosen Mosh. Am besten sind dabei die kompakten, radikalen Nummern wie "Plague Monger", "Hollow Eyes" und das Titelstück. Denn hier sind die Riffs von Amenra-Mitglied Levy am direktesten und wirkungsvollsten. Überhaupt würde etwas mehr Simplizität Hessian gut tun. "Manegarmr" wirkt als Ganzes etwas zerfahren, ihm fehlt die klare Linie. Der Überraschungseffekt ist dabei natürlich auf Seiten Hessians, die Wirksamkeit von "Manegarmr" wird dadurch aber etwas eingebremst.Immerhin, wie es sich für ein Album wie "Manegarmr" gehört, ist es kompakt, abwechslungsreich sowie ausgezeichnet und unglaublich derb von Tomas Skogsberg abgemischt. Die Instrumentalisten liefern solide Kost ab, das Schlagzeug ist barbarisch, die Riffs sind eingängig und bisweilen ein wenig komplex, aber auch das Gebrüll ist animalisch und von ohnmächtiger Wut gekennzeichnet. HESSIAN ist somit ein gutes, aber nicht bahnbrechendes Album gelungen, das sicherlich seine blutigen Spuren an Freunden des Genres hinterlassen wird.