Dänische Alltagssituationen

Ein Jahr lang haben der DR Kunstklub und Copenhagen Photo Festival Aufnahmen von Alltagsritualen der Dänen gesammelt. Von mehr als 600 Fotos aus etwa 50 Städten entstanden eine Ausstellung, die seit Juni 2012 durch ganz Dänemark wandert und ein Buch mit ausgewählten Aufnahmen. Inspiration zu dieser landesdeckenden Ausstellung war ein Projekt des Copenhagen Photo Festivals, das ein Buch und eine Ausstellung mit Alltagsphotos aus Nørrebro in Kopenhagen thematisierte.

Es ist eine ruhige Ausstellung mit unauffälligen Bildern. Wer sich aber Zeit nimmt, sie genauer zu betrachten, kann vieles entdecken. Einige Aufnahmen betonen ein einziges Detail – z.B. ein leicht angebranntes Spiegelei in einer Bratpfanne. Man kann es förmlich brutzeln hören – ja den ganz normalen Alltag brutzeln hören. Oder das Foto eines umgekippten Plastikbechers auf einem Tisch, eine Flüssigkeit rinnt scheinbar über die Tischplatte. Warum stellt niemand den Becher auf, oder entfernt ihn? Ein sehr ausdruckvolles Bild mit einer gewissen Rätzelhaftigkeit. Man sucht die verborgene Geschichte. In anderen Aufnahmen ist die Geschichte weiter fortgeschritten, wie im Gartenbild mit einem eingeschlafenen alten Mann im Korbsessel und einem Buben, der sich selbstvergessen mit dem lebhaften Rauch vom Feuer vergnügt, an dem sie beide sitzen. Die zwei Personen befinden sich jeder in seiner Welt, ohne dass das Bild aus dem Grund melancholisch wirkt.

Die Höhepunkte der Ausstellung liegen im Schiefen, im Gewitzten und im Komplexen. Wenn der Alltag auf einer Aufnahme in seinen Einzelteilen zerlegt wird, aus denen er besteht, wird die Gesamtheit deutlicher.