Diese Veranstaltung ist schon vorbei

Wann:

Sa 2. Jul 2011, 21:00

Wo: Weekender Club, Tschamlerstraße 3, Innsbruck, Tirol

Eingetragen von: Oeticket

Hans Platzgumer ist einer der wenigen international renommierten Popmusiker Österreichs und hat viele Gesichter: er ist Buch- und Hörspielautor, Elektro-Musikant und spielt verdammt gut Gitarre. Mit seiner Band H.P. Zinker wurde der Tiroler in den späten 1980er und frühen 1990er Jahren bekannt, dann zog es ihn in die USA. Wieder zurück in Europa, gesellte er sich für zwei Alben zu der Hamburger Band Die Goldenen Zitronen, danach versuchte er sich einige Jahre lang an elektronischer Musik. 2002 beschloss er, wieder mehr zur Gitarre zu greifen: 2004 erschien das erste Album der gleichnamigen Band "Convertible", im November 2010 erschien Album Nummer vier.
ALH84001, das lang erwartete vierte Album von Hans Platzgumers Convertible, treibt den Gran Senor der österreichischen Alternative Music weiter in akustische, pure, analoge Gefilde. Wie das Debüt Convertible (2004) wurde das Album fast im Alleingang eingespielt. Die damals noch vorherrschende Symbiose zwischen Electronica und Rockinstrumentarium wurde bereits beim Nachfolgealbum Frailty Of Win - Strength Of Defeat (2006) in Richtung handgespielter Instrumente verschoben. Bei ALH84001 wurde das klangliche Spektrum durch Mandoline, Bouzouki, Cello und Hammond-Orgel erweitert und weitgehend auf Verzerrung und Verfremdung verzichtet. ALH84001 ist weder Nu-Folk noch nostalgisches Unterfangen. Zwischen Dekadenz und Tragik, zwischen Opulenz und Kargheit entsteht hier eine Welt, die den Hörer durch die Stille zwischen den Akkorden und die unter die Haut gehende Stimme HPs hypnotisch in ihren Bann zieht. Doch das Idyll ist trügerisch: um von entspannter Folk-Psychedelic ins bizarre Land des Psychotischen zu gelangen, reichen ein paar kratzige Streicher-Arrangements und pointiert gesetzte Wörter. In einer Zeit, in der es den Folksong oft nur noch als ärmliche Gestalt in mottenzerfressenen Kostümen gibt, wo Vogelscheuchen und Dandys kaum mehr voneinander unterscheidbar sind, ragen die ausgetüftelten, außergewöhnlich arrangierten Stücke dieses Albums weit hervor aus dem von sentimentaler Gefühlsseligkeit geprägten Folk-Einheitsbrei. Übrig bleiben die Dämonen, die von den Feldern herüber gewehten Geistergesänge, die endlos monotonen Geschichten der Flüsse, flirrende Hitze und bittere Kälte, Halluzinationen im verwunschen Ort der ländlichen Idylle, kurz: die vielschichtigen Texte, die einmal mehr in Zusammenarbeit mit Hannah MacKenna entstanden sind, die vertonte Lyrik von Robert Frost und Albert Ostermaier oder ein Smiths-Cover, das sich herrlich paßgenau in das Bild einfügt. Vielleicht ist ja ALH84001 auch nur der Wiedergänger von HPs allererstem Streich, seinem legendären Debütalbum Tod der CD! (1987). Denn wir wissen ja: Je älter die Häuser, desto gerissener die Geister, die darin wohnen.