poolbar-Festival: Kino: Das weiße Band

Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte
(A/D/F/I 2009, Michael Haneke, 150 Min.)

Goldene Palme, Europäischer Filmpreis, Golden Globe. Auch wenn es mit dem Oscar nicht geklappt hat, kann Michael Haneke auf eine Reihe wichtiger Preise zurückblicken. Und das mit einem Film, der so gar nicht den Konventionen des Mainstream-Kinos entspricht. Weder ein stringenter Handlungsfaden noch ein ausgesprochener Hauptdarsteller lassen sich ausmachen. Ganz in Schwarz-Weiß gehalten, wird das komplexe Bild einer totalitären Gesellschaft gezeichnet, die durch seltsame Unfälle und offensichtliche Attentate immer wieder in ihren Grundfesten erschüttert wird. Doch von den Tätern fehlt jede Spur. Angesiedelt in einem protestantischen Dorf im Norden Deutschlands kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs, erweist sich der Stoff als Studie über die Genese von Terrorismus, aber auch als authentisches Stück Zeitgeschichte im Schatten des aufkommenden Nationalsozialismus. Vielschichtiges Kino also, das in der für Haneke typischen Art auf die Reflexionsfähigkeit seiner ZuschauerInnen zielt.