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Sam's Bar: Jelena Popržan Quartett

Wann:

Do 16. Dez 2021, 20:00–21:30

Wo: Theater Nestroyhof Hamakom, Nestroyplatz 1, 02. Leopoldstadt, Wien

Altersbeschränkung: Alle Altersklassen

Ticket-Information:

  • Vollpreis: €20,00
  • Ermäßigt: €12,00
  • Buchungsgebühren können anfallen

Eingetragen von: kontakt19

Wenn eine Musikerin aus Ex-Jugoslawien kommt, wird von ihr ein Repertoire „vom Balkan“ oder mit „osteuropäischen Einflüssen“ erwartet. Jelena Popržans Musik ist glühend, leidenschaftlich mit einem großen Bewusstsein gegenüber lauernden Klischees und Vorurteilen, die entstehen, wenn sich eine Musikerin aus Ex-Jugoslawien hierzulande auf eine Bühne stellt. „Catch Pop String Strong“ oder „Sormeh“ hießen Ensembles, in denen Popržan früher spielte und welche die österreichische Musikszene mit neuen Ideen inspirierte und mitprägte. Das gilt gleichermaßen für aktuelle Besetzungen wie „Madame Baheux“ oder ihr Solo-Programm.

Die in Zrenjanin (Vojvodina) aufgewachsene Künstlerin studierte in Belgrad und Oberschützen Viola. Aber sie spielt nicht nur hervorragend Bratsche, ein fünfseitiges Spezialinstrument mit herrlichem, vielfarbigem Klang, den sie behutsam elektronisch erweitert, Popržan besitzt darüber hinaus auch eine sehr einprägsame und flexible Stimme. Blues und Arbeiterlieder interpretiert sie ebenso überzeugend wie Kurt Weill oder Charles Aznavour. Für ihr neues Programm vertonte sie neben weiteren Kompositionen für 4 Musiker:innen unter anderem Gedichte der polnischen Widerstandskämpferin und Wiener Poetin Tamara Radzyner.

Die Lyrikerin Tamara Radzyner wurde 1927 als Tamar Fajwlowicz in Lodz geboren und starb 1991 in Wien. Nach der Besetzung Polens durch Deutschland kämpfte sie als Widerstandskämpferin im Ghetto von Lodz und überlebte anschließend die KZs Auschwitz-Birkenau, Stutthof und Flossenbürg. Ihre Eltern und vier von fünf Geschwister wurden von den Nazis ermordet. Die antisemitischen Kampagnen im befreiten Polen, wo sie Redakteurin war und erste Gedichte schrieb, beraubten sie ihrer Hoffnungen auf eine neue, bessere Gesellschaft im Kommunismus. 1959 emigrierte sie nach Wien. Bei einem Friseur wartend, fand sie in einem Magazin die Anzeige „Texte für Lieder gesucht“. Sie folgte diesem Aufruf: Das war der Beginn ihrer Zusammenarbeit mit Georg Kreisler und Topsy Küppers. Sie schrieb Gedichte, Liedertexte, Sketches, u.a. auch für Dorothea Neff, Angelica Schütz und Eva Zilcher. Auch übersetzte sie aus dem Polnischen, Russischen, Hebräischen und Jiddischen. Unter dem Pseudonym Helene Fawel übersetzte sie z.B. aus dem Jiddischen Mordechai Gebirtyks berühmtes Gedicht „Es brennt, Brüder es brennt“.