Diese Veranstaltung ist schon vorbei

Wann:

Mi 28. Feb 2018, 20:00

Wo: ORF RadioKulturhaus, Argentinierstraße 30a, 04. Wieden, Wien

Altersbeschränkung: Alle Altersklassen

Eingetragen von: Oeticket

Brachial bis zart, spröde bis organisch: Nach jeweils einem Solo-Set sind Elektronik-Musiker Christian Fennesz und Schlagzeuger DIDI KERN erstmals im Zusammenspiel zu hören.Christian Fennesz, Österreichs Aushängeschild in Sachen avancierte elektronische Musik, sorgt mit seinen Solo-Arbeiten und zahlreichen Kooperationen für internationale Furore, DIDI KERN kennt man aus Formationen wie Bulbul, Fuckhead, broken.heart.collector und Pest, er hat mit Keyboarder Philipp Quehenberger u.a. für Franz West musiziert und arbeitet mit ungestümen Jazzern wie Peter Brötzmann, Weasel Walter, Mats Gustafsson und Ken Vandermark. Nach jeweils einem Solo-Set sind Elektronik-Musiker Christian Fennesz und Schlagzeuger DIDI KERN erstmals im Zusammenspiel zu hören.Fennesz, Elektroniker von Weltrang, schafft mit Gitarre und Computer schimmernd-wirbelnde elektronische Sounds von enormer Bandbreite und vielschichtiger Musikalität. Seine Kompositionen sind alles andere als sterile Computer-Experimente: Mit Sounds aus der Natur und solchen, die sie imitieren, sind seine Werke von einem impliziten Naturalismus durchdrungen. Zu seinen jüngeren Arbeiten zählen das Solo-Album Bécs (2014), das Projekt "Mahler Remix" mit dem Visual Artist Lillevan und die Kooperation "It's Hard for Me to Say I'm Sorry" mit Jim O'Rourke (2016). Dass Fennesz in Österreich vergleichsweise wenig wahrgenommen wird, hat vor allem auch mit der hierzulande strikten Trennung zwischen E und U zu tun. Denn Fennesz' Musik ist nicht nur einer Kategorie zuzuordnen: Mit aktuellen Strömungen der Neuen Musik teilt er die Begeisterung für verschiedene Raumklänge – vor allem die Verbindung von klassischen Mikrofonaufnahmen in speziellen, eigentümlichen Räumen mit synthetischen Klängen hat es ihm angetan. Zugleich kann Fennesz' Werk im Pop verortet werden, seine Arbeiten sind als Songs lesbar. Auch als Produzent scheint der bekennende Beach-Boys-Fan keine Berührungsängste mit Pop oder Mainstream zu haben: "Ich finde es toll, wenn es mir erlaubt ist, in verschiedenen Bereichen tätig zu werden". Damit schlägt er auch eine Brücke dorthin, wo er herkommt: aus der Pop- und Rockmusik nämlich, die er jahrelang Bass und Gitarre spielend in einer Reihe Wiener Bands praktizierte und von deren Organik er auch immer wieder einiges in seine Kompositionen einfließen lässt.Dass zwischen den Veröffentlichungen von Christian Fennesz' Solo-Alben längere Pausen liegen, ist seinem Perfektionismus geschuldet. Jedes Stück müsse sowohl als einzelnes Statement funktionieren als auch gegenüber den vorhergehenden Arbeiten bestehen können, meint er. Deshalb falle es ihm auch wesentlich leichter, Kollaborationen zu verwirklichen (u.a. mit Ryuichi Sakamoto, Jim O'Rourke, Peter Rehberg, Mike Patton, Burkhard Stangl, David Sylvian): "Da habe ich deutlich weniger Skrupel, weil man immer auf einen zweiten Charakter trifft und die eigene Unsicherheit wie von selbst der Experimentierfreudigkeit weicht." Umso unkomplizierter und dabei höchst erfreulich für das Publikum des ORF RadioKulturhauses, wenn dieser zweite Charakter schon von sich aus ein gehöriges Maß an Skrupellosigkeit mitbringt – wie der Schlagzeuger DIDI KERN.Dieter Kern stammt aus Lustenau/Vorarlberg und lebt seit 20 Jahren in Wien. In Formationen wie Bulbul, Fuckhead, broken.heart.collector und Pest hat er sich ebenso einen Namen gemacht wie mit Keyboarder Philipp Quehenberger, mit dem er u.a. für Franz West musizierte, zudem arbeitete er mit ungestümen Jazzern wie Peter Brötzmann, Weasel Walter, Mats Gustafsson und Ken Vandermark. Fennesz live mit einem Schlagzeuger auf der Bühne zu erleben ist eine ebenso rare Gelegenheit, wie DIDI KERN vorab solo zu hören. Was dabei zu erwarten ist? "Nachdem ich mich auf keinen Musikstil festlegen will, wird ein Gemisch an Rhythmen und Sounds auf das Publikum losgelassen … von brachial treibenden Beats bis zu winzig kleinen Sounds", kündigt er an.So eigenwillig auch ihre jeweilige musikalische Ausdrucksform sein mag: Gemeinsam ist den beiden Musikern das lustvolle Negieren von Genregrenzen – und genau dieses wird überaus fruchtbarer Boden für ein nicht alltägliches Zusammenspiel sein. (mica/Markus Deisenberger)