Diese Veranstaltung ist schon vorbei

Wann:

Di 12. Jun 2018, 20:30

Wo: Porgy & Bess, Riemergasse 11, 01. Innere Stadt, Wien

Altersbeschränkung: Alle Altersklassen

Eingetragen von: Oeticket

Heiß und ausgelassen: Ebo Taylor und die Afrobeat Academy sorgten für einen späten Saisonhöhepunkt.

So agil möchte man mit 76 Jahren sein. Der aus Ghana stammende Gitarrist und Sänger Ebo Taylor startete sein Konzert im Porgy & Bess Schlag Mitternacht und begab sich zwei Stunden lang ausgelassen tanzend und Gitarre spielend ins Herz seines in den letzten Jahren bei jungen Hörern immer populärer werdenden Fusion-Stils. Sogar der am selben Abend in Wien gastierende Moodyman, eine Größe des Detroit House, machte seine Aufwartung.

Ebo Taylor genießt auch neue Wertschätzung in der amerikanischen Musikszene, seit R&B-Sänger Usher eines seiner Riffs sampelte und damit seinen Hit „She Don't Know“ auffällig würzte. Nach Wien war er mit seiner europäischen Band Afrobeat Academy gekommen. Bloß muss man sich hüten, Afrobeat zu seiner Musik zu sagen. Für Taylor ist es immer noch Highlife, jener jazzgetränkte Stil, mit dem er im Ghana der Fünfzigerjahre begann, sich einen Namen zu machen. Damals noch nicht als Bandleader, sondern als Komponist der Stargazers und der Broadway Dance Band, Formationen, die mit reichlich Percussion und Gitarren den weißen Kolonialisten zur Zerstreuung aufspielten. 1957 wurde das Land unabhängig. Neue Einflüsse wirkten auf den traditionellen Stil. Die verstaubten Foxtrott-Basslinien wurden Anfang der Siebzigerjahre von einer James Brown geschuldeten Spielweise abgelöst.

Die Formen der „African Woman“
Der Funk regiert auch auf Ebo Taylors letzten beiden, lebhaft groovenden Alben „Love And Death“ und „Appia Kwa Bridge“, deren Songs das Repertoire dieses famosen Abends bildeten. Saxofonist Ben Abarbanel-Wolff verwöhnte mit kantigen Bläserriffs, Jan Weissenfeld, einst Leader der Rare-Groove-Helden „The Poets Of Rhythm“, bestach mit subtilen Gitarrenlicks. Rhythmisch changierte das Ensemble zwischen traditionellen Aschanti-Rhythmen und dem Frühsiebziger-Funky-Drummer-Sound von James Brown. Anders als Fela Kuti, sein Freund aus Studententagen in London, nützt Taylor die Suggestionskraft seiner Musik nicht politisch. Seine Definition von Carpe Diem erstreckt sich fast ausnahmslos aufs Genießerische. Er schwärmte von den ausladenden Formen der „African Woman“, erzählte von der „Appia Kwa Bridge“, einem Ort, an dem sich Liebende treffen. Ernster wurde es bloß beim leicht unheimlichen „Love & Death“, in dem Taylor seine Erfahrungen mit der destruktiven Kehrseite der Liebe verarbeitet hat. Am Ende hatten die Fans einen ähnlich verschwitzten Look wie die Musiker. Alles strahlte!