Diese Veranstaltung ist schon vorbei

Wann:

Di 13. Sep 2016, 20:30

Wo: Porgy & Bess, Riemergasse 11, 01. Innere Stadt, Wien

Altersbeschränkung: Alle Altersklassen

Eingetragen von: Oeticket

Karl Ratzer: guitar, vocals Peter Herbert: bass Howard Curtis: drums Betrachtet man das musikalische Leben von „Sir“ (diesen Titel erhielt er nicht von der Queen, sondern lediglich von meiner Wenigkeit) Karl Ratzer, dann lassen sich meinerserachtens vier Karriereabschnitte festschreiben. Zuerst sein Aufkommen als knapp 14 Jähriger in der Underground-Band The Slaves (übrigens teilweise mit dem kürzlich verstorbenen Lebenskünstler Padhi Frieberger), die auch international für Furore sorgte, vor allem auch deswegen, weil diese Band vom damaligen Manager der Rolling Stones (wir schreiben das Jahr 1965) unter Vertrag genommen wurde, nachdem Mick Jagger, Keith Richards & Co nach einem Stadthallen-Konzert The Slaves im damaligen San Remo Club hörten. Bevor die Band wirklich durchstartete, wurde sie schon wieder aufgelöst. Angeblich schlummern immer noch Bänder in einem Londoner Aufnahmestudio, die nie veröffentlicht wurden, obwohl eigentlich für die erste LP gemacht. Es folgten Bands wie Charles Ryders Corporation, die Rockband C-Department und schließlich Gipsy Love mit Kurt Hauenstein und Peter Wolf, eine Band, die bis heute Kultstatus geniest. 1972 ging Ratzer nach Amerika, was den 2. Abschnitt einläutete. Nach der Zusammenarbeit mit Chaka Khan gründete er in New York eine Band mit Jeremy Steig, Dan Wall, Ray Mantilla und Joe Chambers (mit dem er 2015 wieder zusammen arbeitete) und sorgte dafür, dass Gitarristen wie John Scofield oder John Abercrombie bis heute in höchsten Tönen von Ratzers instrumentellen und harmonischen Fähigkeiten schwärmen. Fast ein Jahrzehnt später kehrt er den USA den Rücken und kam nach Wien zurück, wo er sich u.a. als Jazzclub-Betreiber verdient gemacht hat. Camarillo hieß das Lokal und wenn ich das Wort „verdient“ bediene, dann ist das natürlich nicht ökonomisch gemeint. Das Lokal musste kaum eröffnet nach relativ kurzer Zeit aus wirtschaftlichen Gründen auch schon wieder schließen. Zwei Konzerte blieben mir als damals „frischer“ Student in der Bundeshauptstadt in seinem Club in Erinnerung - ein fantastischer Auftritt von David Murray mit seinem Oktett und die Big Band (!) von Henry Threadgill. Wahrscheinlich können Sie sich vorstellen, dass derartige Engagements zwar musikalisch Sinn machen, aber finanziell in einem Desaster enden. Ratzer unterrichtete danach an der Kunstuniversität Graz (KUG) und am Vienna Music Institute (VMI) und setzte sich vorbildlich für seine Studenten ein, für die er ziemlich selbstlos auch immer wieder Gigs organisierte. Daneben brachte er einige bemerkenswerte Einspielungen heraus wie „Happy Floating“ (1994), „Coasting“ (1995) oder „Saturn Returning“ (2002). Die durchaus verdiente internationale Anerkennung blieb ihm allerdings verwehrt, auch aufgrund seines leicht ausufernden Lebenstils. Wobei natürlich anzumerken ist, dass Ratzer immer hingebungsvoll der Musik diente (und dies bis heute tut), aber aufgrund seiner exzentrischen und oft unberechenbaren Art, die ihn einerseits musikalisch auszeichnet, aber andererseits auch dazu geführt hat, dass es nicht allzu viele Veranstalter gibt, die ihn ein zweites Mal gebucht hätten, manövrierte er sich - sportlich gesprochen - etwas ins Abseits. Nicht auf Dauer freilich und zum Glück für ihn und uns! Befreit von unterschiedlichen Zwängen und Verlockungen, die ihm sein Leben nicht gerade erleichtert haben, will es Karl Ratzer als mittlerweilen 65jähriger nochmals wissen.