Diese Veranstaltung ist schon vorbei

Wann:

Do 3. Nov 2016, 20:00

Wo: Arena Wien, Baumgasse 80, 03. Landstraße, Wien

Altersbeschränkung: Alle Altersklassen

Eingetragen von: Oeticket

„Am Ende des Tages wollen wir uns auskotzen‘‘, sagt Sänger Chris über FJØRT. Dazu hatte das Trio in den letzten Jahren reichlich Gelegenheit. Wurden für das erste Album „D'accord‘‘ noch jede Menge bemühte Vergleiche herangezogen, um die kolossale Soundwelt des Aachener Trios zu erfassen, heißt es kaum zwei Jahre später schlicht und ergreifend: FJØRT klingen nach FJØRT.Wer sich darunter nichts vorstellen kann, hat in den letzten vier Jahren einen der erstaunlichsten und wichtigsten Werdegänge der deutschen Post-Hardcore-Welt ignoriert. Und wird vom zweiten Album „Kontakt‘‘ eine denkwürdige Lektion in klanggewaltigem Exorzismus erteilt bekommen. Gegründet im Februar 2012 in Aachen, wirbelten Chris (Gitarre, Gesang), David (Bass) und Frank (Drums) schon Ende des Jahres mit einer einzigen 12‘‘ Staub im Untergrund auf. Diese brachiale Aggression war nicht neu. Gepaart mit Melodien jedoch, die zerbrechlich durch dieses Bollwerk aus zerfetzenden Riffs, donnernden Drums und kathartisch-schmerzhaftem Geschrei mäanderten, entstand daraus etwas verstörend Schönes, etwas faszinierend Schmerzhaftes. Ernst gemeinter Emo der Neunziger, Post-Rock-Kosmen, urgewaltige Hardcore-Wucht.FJØRT nahmen sich, was sie brauchten, um ein Genre neu zu erfinden. Spätestens ihr Debüt-Album „D'accord‘‘ manifestierte endgültig, was schon die EP „Demontage‘‘ andeutete: Hier startet keine x-beliebige weitere Post-Hardcore-Band den dubiosen Versuch, etwas vom Hype abzubekommen. Hier beginnt der Hype! Melodien für durchwachte Nächte, Aggression für die nächste Detonation, von Zweifel, Wut, Unsicherheit und Hilflosigkeit zerfressene Texte, die man nur so artikulieren kann, wenn man an sie glaubt. Wort für Wort. Viel ist seither passiert, die Welt hat das Trio in den letzten zwei Jahren vor allem durch Windschutzscheiben gesehen. „Die letzten Jahre lassen sich mit einem Wort zusammenfassen‘‘, sagt der Dreier heute dazu: „Asphalt.‘‘ FJØRT wollten raus, auf die Straße, spielten jede Show, die sie kriegen konnten, reisten durch Deutschland,Schweden, Tschechien, Kroatien, Italien, Polen, Österreich und die Schweiz.Der tiefen Freundschaft, die FJØRT mehr befeuert als alles andere, hat das gut getan. „Wir haben das Glück, dass wir bei allen Entscheidungen immer an einem Strang ziehen und nicht lange diskutieren müssen. Wir alle haben riesigen Bock auf diese Band und sehen das, was wir zu dritt erleben dürfen, als große Bereicherung.‘‘ Das zweite Album wird FJØRT und ihren zahlreichen Anhängern um einiges mehr abverlangen. „Kontakt‘‘ lädt zu einer denkwürdigen Tour de force, die man erst mal durchstehen muss. Konsequenter, homogener und zielgerichteter detonieren die Stücke direkt in unseren Herzen, entzünden verzerrte Leuchtfeuer, rütteln auf, machen betroffen. Das hier ist kein Plattitüden- Theater. Das hier ist die Wahrheit. Der Status quo unserer Probleme und Frustrationen.Ein fesselnder Post-Hardcore-Malstrom, der mit hallender Melancholie punktiert wurde und durch Chris‘ klar und deutlich verständlichen Gesang zusätzliche Brisanz erhält. Weghören unmöglich, das war FJØRT wichtig. Und das hat, wie alles bei dieser Band, gute Gründe: „Viele Texte enthalten Zitate aus Gesprächen, die ich geführt habe. Damit sind viele Momente aus den letzten zwei Jahren in Stein gemeißelt‘‘, ist von Chris zu hören. „Kontakt‘‘ ist ein Brennglas auf drei Leben, eine Kondensierung all dessen, was sich in den letzten zwei Jahren zugetragen hat.„Wir standen zu jeder erdenklichen Uhrzeit im Proberaum, oft auch tagelang am Stück‘‘, erinnert sich David. „Wir haben Dinge gesehen, die einen an der Menschheit Karsten Jahnke Konzertdirektion GmbH | kj.de Telefon: (0 40) 41 47 88-0 | Fax: (0 40) 41 47 88-11 | presse@kj.de zweifeln lassen. Haben Ballast erkannt. Doch das Erkennen ist nur der erste Schritt‘‘, weiß er. Es sind die daraus gezogenen Konsequenzen, die die meiste Kraft kosten. Bereits der Titel „Kontakt‘‘ trägt ein wichtiges Statement, eine Aufforderung in sich. „Kontakt bedeutet Nähe, direkte Berührung.Auseinandersetzung ohne Umschweife‘‘, umreißt Chris. Das gilt auch für die Musik des Trios. Beißend intensiv, berstend emotional und schonungslos ehrlich. „Im Kern geht es um den Umgang mit Menschen‘‘, führt Chris aus. „Und darum, was passiert, wenn man die Nähe zu Menschen zu lange falsch einschätzt. Manche Dinge können nie funktionieren, manche Vorstellungen kann man niemals erfüllen, auch wenn man es noch so sehr versucht. Die andere Seite der Medaille sind die Eingeständnisse, die passieren müssen, wenn man selbst derjenige ist, der seine Mitmenschen an den Pranger stellt.‘‘Die Grauschattierungen auf diesem Monolithen namens „Kontakt‘‘ reichen von der zersplitterndgrenzwertigen Härte in Stücken wie „Prestige‘‘ oder „Anthrazit‘‘, in dem Chris eine kräftigende Schlüsselsituation mit seinem Vater aufbereitet, über die wütende Trauer in „Lichterloh‘‘, das mit Pianos die Erwartungen an unsere Mitmenschen durchleuchtet, bis hin zu einigen der eingängigsten Melodien, die diese Band jemals geschrieben hat. Mit „Paroli‘‘ und der mit voller Inbrunst herausgebrüllten Zeile „Haltet stand!‘‘ sagt man PEGIDA und anderen Monstrositäten dieses Landes lautstark den Kampf an, ähnlich politisch gestaltet sich „Abgesang‘‘.„Dieser Song entstand, als ich Anfang 2015 in Paris war‘‘, erinnert sich Chris. Am Tag, als das Hauptquartier von Charlie Hebdo von religiösen Fanatikern gestürmt wurde, war ich am anderen Ende der Stadt. Menschen töten mit der Motivation, einem übersinnlichen Wesen gerecht zu werden, ist etwas, dass mir niemals in den Kopf gehen wird. Diese Leute haben keine Menschlichkeit mehr an sich.‘‘ Auch dafür kämpfen FJØRT. Selbst wenn die Gegner Windmühlen sind. FJØRT sind FJØRT.Und auch wieder nicht. Die Band ist immer noch dieselbe, die vor vier Jahren mit Leidenschaft, Inbrunst und Herzblut an den Start gegangen ist. Längst ist sie aber auch zu einer wichtigen Stimme geworden, ist ein Sprachrohr der Getriebenen, dessen Post-Hardcore-Hymnen auf „Kontakt‘‘ den Soundtrack des Jahres 2016 vorgeben werden. Ein Flächenbrand ist entfacht. Auspusten zwecklos: In Aachen läuft man sich gerade erst warm.