Diese Veranstaltung ist schon vorbei

Wann:

Do 30. Okt 2014, 19:30

Wo: Wiener Konzerthaus, Lothringerstraße 20, 03. Landstraße, Wien

Altersbeschränkung: Alle Altersklassen

Eingetragen von: Oeticket

„Zweistimmig – Hommage an Paul Celan“
Giora Feidman (Klarinette) und Ben Becker (Poesie) gemeinsam auf Tour
30.10.2014
Wiener Konzerthaus
 
Beide gelten sie als Meister ihres Fachs: Giora Feidman, der Magier mit der Klarinette, und der unverwechselbare Schauspieler und Sänger Ben Becker. Nun treten sie gemeinsam auf. Ben Becker liest Gedichte von Paul Celan, Giora Feidman und sein starkes Ensemble treten mit dem Wort in einen musikalischen Dialog. Gourmet-Kost für Sinne, Geist und Seele.
Giora Feidman – der virtuose Brückenbauer
Der 1936 in Argentinien geborene jüdische Klarinettist gehört zu den bekanntesten und renommiertesten Künstlern jenseits des Pop – und das bereits seit Jahrzehnten. Rund um den Globus nehmen ihn die Menschen als eine Bühnenpersönlichkeit mit glaubwürdiger Botschaft wahr und lassen sich von den Klängen seiner Klarinette verzaubern. Niemand spielt dieses Blasinstrument so hingebungsvoll wie dieser bescheidene jüdische Weltbürger. Nach Jahren als Mitglied im Israel Philharmonic Orchestra entdeckte er den Klezmer, die Musik der osteuropäischen Juden. Der von ihm geprägte und weltweit bekannt gemachte „Jewish Soul“ ist eine Synthese brillanter Instrumentenbeherrschung und intensiver Emotionalität. Das Mischung lässt jeden seiner Auftritte zu einem unvergesslichen Erlebnis werden.
„Ich spiele Klarinette, um die Menschen an meinem Inneren teilhaben zu lassen“, sagt er. Wer ihn und sein Ensemble live erlebt, empfindet das auch genau so. Wo und in welcher Formation auch immer Giora Feidman auftritt, sind die Säle ausverkauft. Und auch bei großen Ausnahmeveranstaltungen wie dem Papstbesuch in Köln oder Gedenkfeiern an besonderen Orten war und ist Feidman Musiker der ersten Wahl.
Ben Becker – das Multitalent
Schon als Kind wirkte der 1964 in Bremen geborene Ben Becker in Hörspielen mit und bekam erste kleine Filmrollen. Nach zwei Jahren Schauspielunterricht und einer vorausgegangenen Tätigkeit als Bühnenarbeiter erhielt er 1987 sein erstes Theaterengagement in Hamburg, dem u. a. Stationen am Staatstheater Stuttgart und am Schauspielhaus Düsseldorf folgten.
Parallel zur Theaterarbeit übernahm er Filmrollen. Den Durchbruch brachten Hauptrollen in Joseph Vilsmaiers Schlafes Bruder und im Erfolgsfilm Comedian Harmonists (1997), in dem er den Sänger Robert Biberti verkörperte. 2006 fand Becker mit der Kinofassung des Monologstückes Ein ganz gewöhnlicher Jude große Anerkennung, 2009 erhielt er bei den Salzburger Festspielen für den „Tod“ im Jedermann hervorragende Kritiken.
Als ausdrucksvoller Sprecher überzeugte Ben Becker 2008 besonders bei einer Lesereise, auf der er – begleitet von der Zero Tolerance Band und dem Deutschen Filmorchester Babelsberg – Bibeltexte aus dem Alten und Neuen Testament rezitierte.
Im Duett
Sie kennen sich seit Jahren und schätzen das Können des Anderen. Im Film „Comedian Harmonists“ traten sie schon einmal gemeinsam auf: Becker als einer der Protagonisten, Feidman in einer eindrucksvollen Nebenrolle. Schon lange tragen die zwei, die vom Alter her Vater und Sohn sein könnten, die Idee eines gemeinsamen Programms mit sich herum. Das wird nun Wirklichkeit.
Ben Becker liest Paul Celan.  Wer den Schauspieler auf seiner Bibel-Tournee erlebt hat, weiß, wie dieser Mann mit seiner unverkennbaren Stimme Verse zum Leben erweckt.  Becker schickt die Worte aus der Tiefe seiner Seele in den Saal. Schon das allein ist ein Erlebnis.
Doch gehört der Abend eben nicht nur den Versen des in Ungarn geborenen Dichters Paul Celan. Feidmans Klarinette und die Instrumente seiner kongenialen Begleiter - Reentko Dirks an der Gitarre und Guido Jäger am Kontrabass - holen Beckers Worte ein und geben ihnen eine zweite Dimension. Mal unterstreicht die Musik Celans Botschaft, mal setzt sie ihr effektvoll Kontraste entgegen, weil Leid und Freude vielschichtig sind. Durch diese Zweistimmigkeit von Wort und Musik entsteht eine neue Einheit.  Das macht diese Tournee einzigartig.
Der Dichter
Paul Celan wurde am 23. November 1920 als Paul Antschel als einziger Sohn deutschsprachiger, jüdischer Eltern im damals rumänischen Czernowitz geboren. Nach dem Abitur 1938 begann er ein Medizinstudium in Tours/Frankreich, kehrte jedoch ein Jahr später nach Rumänien zurück. 1942 wurden Celans Eltern deportiert und später ermordet. Von 1942 bis 1944 musste Celan in verschiedenen rumänischen Arbeitslagern Zwangsarbeit leisten. Von 1945 bis 1947 arbeitete er als Lektor und Übersetzer in Bukarest und publizierte erste Gedichte. Im Juli 1948 zog er nach Paris, wo er bis zu seinem Freitod am 20. April 1970 lebte. Berühmt wurde Paul Celan nach dem Zweiten Weltkrieg unter anderem durch das Gedicht Todesfuge, in dem er das Grauen der nationalsozialistischen Konzentrationslager in bis dahin unerhörter und vollkommen neuer Weise zur Sprache brachte. Celans unbestrittener Ruhm als bedeutendster Nachkriegslyriker gründet jedoch ebenso auf seinen Liebesgedichten, auf Versen voller Zärtlichkeit und Erotik, voll Sehnsucht und Verlangen.