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WAS UNS BEWEGT! über Texte und andere Körper

Wann:

Do 6. Sep 2012, 19:00–22:00

Wo: Kunstraum Niederoesterreich, Herrengasse 13, 1010 Wien, 01. Innere Stadt, Wien

Altersbeschränkung: Alle Altersklassen

Ticket-Information:

  • Eintritt: Kostenlos

Dieses Jahr wird der H13 – Niederoesterreich Preis für Performance für die Performance WAS UNS BEWEGT! an die Künstlerin Lilo Nein verliehen.

„Lilo Neins Performances thematisieren das große Problem der leiblichen Kommunikation, von dem auch die künstlerische Performance immer wieder eingeholt wird, nämlich das unhintergehbare Verhältnis zwischen Leib und Sprache.“ So begründet die Künstlerin Elisabeth von Samsonow als Mitglied der diesjährigen Jury die Wahl der Siegerperformance. Weitere Jurymitglieder waren die Künstlerin und Kuratorin Ursula Maria Probst sowie Christiane Krejs und Sissi Makovec (beide Kunstraum Niederoesterreich).

Nachdem die bisherigen PreisträgerInnen sich in ihren Arbeiten Themen wie Gender, Ageism und anderen gesellschaftspolitischen Bereichen gewidmet haben, setzt sich die diesjährige H13-Gewinnerin seit Jahren sowohl theoretisch als auch praktisch mit dem Wesen der Performance selbst auseinander. Sie befragt den Live-Akt und unser Verständnis davon in verschiedener Hinsicht. In ihrer Arbeit wandert die Performance durch unterschiedliche Medien, sie ist Text, Anleitung, Dokument, sie wird gesungen, sie bewegt und kommuniziert.

Die 1980 in Wien geborene Künstlerin studierte Bildende Kunst in Wien und Hamburg sowie Choreographie bei deufert&plischke in Hamburg. Ab 2004 entstehen Videoarbeiten, multimediale und performative Installationen und Performances. Als Folge der Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Körper und Sprache als konstituierendem Faktor in der Performance kommt es in Neins Arbeit schon früh zu einer Öffnung und sie beginnt, PerformerInnen als AkteurInnen mit einzubeziehen.

In weiterer Folge wird Text als von der Zeit unabhängiger (Sprach-)Ausdruck zu einem wichtigen Element in Neins Definition von Performance.
Für die Publikation „SELBST ÜBERSETZEN! Ein Performance Lesebuch zum Aufführen“ (2009) hat Lilo Nein 30 KünstlerInnen, ChoreographInnen und AktivistInnen eingeladen, Performances zu schreiben. Diese Performance-Texte in Buchform thematisieren die Rolle von Schrift und Schriftlichkeit in der Performance und die damit verbundene Loslösung der Performance von einer klaren Autorenschaft sowie die an eine Aufführung gebundene Einmaligkeit.
Damit hinterfragt Lilo Nein auch die Notwendigkeit von Performance als Live-Akt und den Status ihrer Originalität. Performance wird durch Text wiederholbar, neu generierbar, die Grenzen zwischen Produktion, Dokumentation und Rezeption von Performance werden weich und durchlässig.

In ihrer 2011 erschienenen Publikation „DIE ANWESENDE AUTORIN. Wer spricht in der Performance?“ greift Lilo Nein die Frage der Autorenschaft von Performances noch dezidierter auf. Indem sie das Zusehen als aktiv, als unabdingbare Tätigkeit versteht, unterstreicht sie die Wechselwirkung zwischen Produktion und Rezeption, zwischen PerformerInnen und Publikum. In einem weiteren Schritt bindet Lilo Nein das Publikum in ihre Arbeit ein, sie lässt es beispielsweise in ihrer Ausstellung „To Insist on Performance“ (2012) den Text „Gespräch zwischen Text und Performance“ aufführen.

Lilo Neins Arbeit am Performance-Begriff passiert praktisch und theoretisch. Ihre Performance-Strukturen basieren häufig auf Scores, die gleichsam Handlungsanweisungen für performatives Agieren und Improvisieren darstellen. Ihre Publikationen sind einerseits theoretische Befragungen zur Performance, können aber gleichzeitig auch als Text-Performances gelesen werden.
Auch in der Siegerperformance WAS UNS BEWEGT! widmet sich Lilo Nein dem Verhältnis zwischen Körper und Sprache, physischer Präsenz und Text, den Fragen nach Zeitlichkeit und Autorenschaft von Performance.