Diese Veranstaltung ist schon vorbei

Wann:

Sa 8. Dez 2012, 18:30–00:00
So 9. Dez 2012, 18:30–00:00
Mi 12. Dez 2012, 18:30–00:00
Fr 21. Dez 2012, 18:30–00:00
Fr 28. Dez 2012, 18:30–00:00
Do 3. Jan 2013, 18:30–00:00
So 6. Jan 2013, 14:00–00:00

Wo: Volkstheater Wien, Neustiftgasse 1, 07. Neubau, Wien

Eingetragen von: Oeticket

Regie: Enrico LübbeBühne und Kostüme: Michaela BarthDramaturgie: Doris HapplMit Heike Kretschmer, Nanette Waidmann, Günter Franzmeier, Denis Petkovic´ u.a.
 
Dankenswerterweise entdeckte im Jahr 1887 der Literaturhistoriker Erich Schmidt im Nachlass des Weimaraner Hoffräuleins Luise von Göchhausen die Abschrift eines Faust-Fragments, das Goethe im Winter 1775/76 am Hofe des jugendlichen Herzogs Karl August in Weimar vorgelesen hatte. Goethe schrieb diese offene Abfolge von Szenen, die heute unter der Bezeichnung Urfaust bekannt ist, in seiner Sturm- und Drangphase mit 23 Jahren. Seine erste Bearbeitung ist ein Faust ohne Prolog im Himmel, ohne Osterspaziergang, Hexenküche und Walpurgisnacht.Es ist ein ungebändigtes Kaleidoskop in Vers- und Prosaform, das sich noch wenig um „Philosophei, Medizin und Juristerei" kümmert.
Der Urfaust konzentriert sich auf die Liebesgeschichte der Protagonisten, auf Faust und Margarete, und rückt die Gretchentragödie in den Mittelpunkt. Faust – der Einsame, der keinen Zugang zum Leben bekommt. Margarete – das Mädchen, das durch die Beziehung zu Faust ins Unglück stürzt. Und da ist auch Mephisto – der Teufel, der die Verbindung zwischen Faust und Margarete vorantreibt. Auf den Kern der Handlung und ihre Hauptfiguren fokussiert, ist der Urfaust ein Höllentrip in die Seelen zweier verzweifelter Existenzen.
Sechs Jahrzehnte beschäftigte sich Goethe mit diesem Stoff, in den er nicht nur schriftstellerisch lebenslang involviert war: 1772, eben als sich Goethe als Advokat in Frankfurt niedergelassen hatte, erregte dort die Hinrichtung eines Mädchens, das sein Kind getötet hatte, Aufsehen und im ganzen Land diskutierte man die Todesstrafe. Weniger bekannt ist, dass 1783 der inzwischen geadelte Herr von Goethe als juristischer Berater mit seiner Unterschrift maßgeblich an der Hinrichtung der Magd Anna Katharina Höhn mitwirkte, die ihren Sohn kurz nach der Geburt getötet hatte – eine Entscheidung, die er sogar gegen die Empfehlung des Herzogs traf, vielleicht, um sich bei den wesentlich erfahreneren Ministerkollegen als qualifizierte Sachautorität zu zeigen. So gesehenerscheint die endgültige Fassung des Faust I von 1808 als Wiedergutmachung.
 
Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832)Jurist, Naturwissenschaftler, Politiker, Dichterfürst. Mit Friedrich Schiller prägte er die Weimarer Klassik, verfasste unzählige Gedichte, Dramen und Prosawerke. Faust. Der Tragödie erster Teil, dem 1832 der zweite Teil folgte, ist wohl sein unsterblichstes Werk. Weniger bekannt sind seine naturwissenschaftlichen Tätigkeiten, die ihm zeitweise wichtiger als die literarische Arbeit erschienen; so entdeckte er 1784 den Zwischenkieferknochen beim Menschen.
Enrico Lübbewurde in Schwerin geboren. Regiedebüt 1999 am Schauspiel Leipzig, dort 2000–04 fester Hausregisseur. Als freier Regisseur u.a. am Schauspiel Köln, Staatstheater Stuttgart, Schauspiel Magdeburg, Staatstheater Nürnberg, Schauspiel Frankfurt und am Bayerischen Staatsschauspiel München tätig. Theater heute nominierte ihn mehrfach als „Bester Nachwuchsregisseur“. Seit 2008/09 ist Enrico Lübbe Schauspieldirektor in Chemnitz.