Diese Veranstaltung ist schon vorbei
Jagdszenen aus Niederbayern

Wann:

Fr 4. Mai 2012, 19:30–00:00
Mi 9. Mai 2012, 19:30–00:00
Mi 16. Mai 2012, 19:30–00:00
Do 24. Mai 2012, 19:30–00:00
Fr 25. Mai 2012, 19:30–00:00
Mo 4. Jun 2012, 19:30–00:00
Fr 15. Jun 2012, 19:30–00:00

Wo: Volkstheater Wien, Neustiftgasse 1, 07. Neubau, Wien

Eingetragen von: Oeticket

Es ist Nachkriegszeit. Ruhe ist wieder eingekehrt in Reinöd, Niederbayern. Doch die Dorfidylle ist trügerisch: Die Rückkehr des homosexuellen Abram aus dem Gefängnis setzt einen Mechanismus von barbarischer Gewalt in Gang. Die Dörfler beschließen seine neuerliche Vertreibung, umkreisen, bedrohen, verfolgen ihn. Eine Außenseiterin ist auch Barbara, seine Mutter, eine Tagelöhnerin, die froh um einen Ort wäre, an dem sie bleiben könnte. Ein Schandfleck ist die Bäuerin Maria, die mit ihrem Knecht zusammenlebt, obwohl ihr im Krieg vermisster Mann noch nicht für tot erklärt wurde. Als "Dorftrottel" stigmatisiert ist Rovo, ihr verhaltensgestörter Sohn. Und die Magd Tonka wird als Hure gebrandmarkt. Doch die Schwachen lassen Solidarität untereinander vermissen: Aus Verzweiflung und um lästigem Gerede zu entgehen, lässt sich Abram mit Tonka ein, die von ihm schwanger wird. Er ersticht sie in blinder Wut, als sie ihn zu erpressen versucht. Die Metzgerin denunziert Abram, mit der Behauptung, er habe sich an Rovo vergangen. Die Anschuldigungen machen Abram zum Freiwild. Eine Prämie wird auf seinen Kopf ausgesetzt, die Dörfler gehen auf die Jagd ...Latente Gewalt, die hinter scheinbar normaler Alltäglichkeit lauert. Regeln und Gesetze, die die Menschen zu einer dumpfen, hermetisch abgeschlossenen Gemeinschaft zusammenschweißen. Die Bedrohlichkeit alles Fremden, das erbarmungslos ausgegrenzt, gejagt und zur Strecke gebracht wird. Keine der Figuren stellt die Werte des Dorfes in Frage, auch nicht die Außenseiter: Die Gejagten sind, wenn sie erst zu den Jägern gehören, genauso schlimm wie die Jäger.Jagdszenen aus Niederbayern, 1965 entstanden, war das erste einer Reihe von "sozialkritischen Volksstücken", die sich mit unbewältigter Vergangenheit und alltäglichem Faschismus auseinandersetzten, und ist heute so aktuell wie 1966, dem Jahr der Bremer Uraufführung (die österreichische Erstaufführung fand 1974 am Volkstheater statt). Jagdszenen aus Niederbayern brachte dem Autor neben dem Förderpreis des Gerhart-Hauptmann-Preises den Durchbruch auf deutschsprachigen Bühnen und stellten ihn in eine Reihe mit Büchner, Fleisser und Horváth.