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Wann:

Mo 24. Jan 2011, 10:00

Wo: Leopold Museum, Museumsplatz 1, 07. Neubau, Wien

Das Leopold Museum zeigt zum ersten Mal eine repräsentative Auswahl an Werken des umstrittenen österreichischen Künstlers Otto Muehl (*1925). Prof. Rudolf Leopold hat im Laufe der Jahre eine umfangreiche Sammlung von Werken Muehls aufgebaut, Gemälde und Arbeiten auf Papier. Der Schwerpunkt liegt auf dessen Arbeiten aus den 1980er und 1990er Jahren.

Muehl ist vor allem als Aktionskünstler bekannt. Neben Günther Brus (* 1938), Hermann Nitsch (* 1938) und Rudolf Schwarzkogler (1940-1969) zählt Otto Muehl zu den Hauptvertretern des Wiener Aktionismus. Sein Oeuvre ist mit den Geschehnissen in den von ihm in den 70er Jahren gegründeten Kommunen eng verbunden. Die teils illegalen Methoden innerhalb der experimentellen Lebensgemeinschaft mündeten Anfang der 90er Jahre in einen mehrjährigen Gefängnisaufenthalt des Künstlers.

Der beinahe 85jährige Otto Muehl polarisiert noch heute. Experten schätzen weltweit seine Arbeiten, fordern die Trennung von menschlichen Schattenseiten und Werk Muehls. Andere verurteilen sein Wirken, werfen ihm totalitäre Methoden vor, halten eine Trennung von Kunst und persönlichem Handeln für unmöglich. Immer wieder waren Künstler Gegenstand von Strafverfolgung. Das Barockgenie Caravaggio stand unter dem Verdacht des Totschlags, saß wegen der Beteiligung an verschiedenen Raufhändeln im Gefängnis. Der Expressionist Egon Schiele verbrachte ebenfalls einige Tage hinter Gittern, ihm wurde – völlig unbegründet – der Missbrauch Minderjähriger und die Verbreitung unsittlicher Zeichnungen vorgeworfen.

Das bildnerische Schaffen von Otto Muehl reicht von konzeptuell strukturierten Materialbildern über extrem gestische Ausdruckskunst bis zu flächiger Grafikgestaltung, in welcher die Farbe das beherrschende Gestaltungsmittel ist. Häufig zitiert Muehl das Pathos der frühen Expressionisten und beruft sich mit Absicht auf Heroen wie Vincent van Gogh. Zugleich lässt er in seine Arbeiten Elemente der zeitgenössischen Subkultur einfließen, die mit den Parametern der ironischen Verfremdung, der Persiflage und des grotesken Comic arbeitet. In geradezu obsessiver Weise thematisiert Muehl in seinen Bildern sexuelle Motive und Tabubrüche.